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Manuel Biedermann
 

 

Ein Verlust  kann  so manches wieder zusammenbringen. Dieses Projekt ist  auch ein Versuch zwischen den Generationen zu vermitteln, Personen und Lebenswerke unvergessen zu machen und sie wieder in das Heute zu holen. Es sollen Hände gereicht werden, damit Gedanken sich öffnen können.
Das Erinnern und Nichtvergessen
soll Teil einer neuen Wirklichkeit werden.

Manuel Biedermann
Urenkel
von Julius Berger

 

Berger Reloaded

Vorgestellt hatte sich Julius Berger mit der Errichtung seiner Grabstätte sicherlich etwas Anderes. Es sollte eine Reservierung für das Später sein. Eine würdige Grabstätte für sich und seine Ehefrau Flora. Ein Andenken an sein Lebenswerk für seine Nachkommen, und Ausdruck seines Selbstbewusstseins und Erfolges als
"self -made" Unternehmer.
 
Belegen konnten Flora und Julius Berger die Grabstätte jedoch nicht.

  
1899
Nach schwerem Schicksalsschlag, sein Sohn Bruno, geb. 1893 in Zempelburg, Kreis Flatow, Westpr., stirbt mit 6 Jahren in Bromberg an einer Hüftgelenkerkrankung, denkt Julius Berger an Liquidierung oder Verkauf der Firma.
Freunde helfen ihm und raten ihm 1905 den Betrieb zur Aktiengesellschaft umzuwandeln.
Julius Berger packt das Leben wieder an.
1910
Julius Berger geht mit dem Firmensitz und der Familie nach Berlin. Er hatte es zu sozialem Ansehen und für damals im deutschen Reich ungewöhnlich, als Jude zum Stadtverordneten in Bromberg gebracht.
1912
Sieben Jahre nach der Umwandlung seines Betriebes in Bromberg/Westpreußen in eine Aktiengesellschaft, regelt Julius Berger erstmalig seinen Nachlass. Er schreibt in Berlin sein Testament.
1917
Die Mutter Dora Berger verstirbt in Berlin. Die Grabstätte befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Berlin- Weißensee.
1921
Seine jüngste Tochter Judith, liiert sich mit dem Gastronomen Emil Remde und wird von ihm schwanger. Da Judith erst 20 Jahre alt ist, willigt Julius Berger "wegen des zutage tretenden Ergebnisses des geschlechtlichen Verkehrs" in eine Heirat mit Emil Remde ein.
Judith wird aus der Familie verstoßen, für die Familie für tot erklärt.
1922
Julius Berger ändert daraufhin sein Testament und enterbt Judith wegen " Zufügen von Schande und großer seelischer Schmerzen".
Judith wohnt zur Zeit der Testamentsänderung nicht mehr im Elternhaus, ist verheiratet mit Emil Remde, eine Größe in der Berliner Gastronomie und hat eine 4 Monate alte Tochter mit ihm, Ilse.
Die Scheidung von Emil Remde erfolgt ca. 1 Jahr nach der Geburt von Ilse.  
1928
Errichtung des Erbbegräbnis der Familie Kommerzienrat Julius Berger auf dem jüd. Friedhof  in Weißensee  Feld B  VI 
1933
"Ich war Deutscher und bin Jude geworden"
In einem Buchmanuskript, das Vera Wolffenstein, Enkelin von Julius Berger, 2005 an die Bilfinger Berger AG sendet, schreibt sie diese Äußerung ihrem Großvater zu.
1938
Der nächste Schicksalsschlag ist der Tot der Enkelin Eva-Pauline, das Kind seiner ersten Tochter Margarete.
Die Kinder Margarete und Herta flüchten vor den Nationalsozialisten mit ihren Kindern, Margarete mit Tochter Vera, Herta mit den Zwillingstöchtern Ingeborg und Anna-Maria, nach Montevideo/Uruguay Südamerika.
1941
Seine Tochter Judith ist inzwischen wiederverheiratet und wieder geschieden.
Ihr zweiter Ehemann war der Dipl. Ing. Alfred (Israel) Sänger, Prokurist im väterlichen Betrieb,
der Julius Berger Tiefbau AG.
Judith nimmt sich unter dem Druck der Judenverfolgung in ihrer Wohnung in Berlin-Charlottenburg das Leben, Todesursache Gasvergiftung.
Ihre Urne wird auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt.
Vor ihrem Tot verkauft Judith ihre Wohnungseinrichtung an Margarete Engler.
Margarete  Engler war 35 Jahre als Hausdame im Haushalt der Familie Berger tätig und musste 1939 wegen der
Judengesetze entlassen werden.
Offenbar hält Engler trotz Verstoßes Judiths aus ihrer Familie, noch guten Kontakt zu ihr.
1943 ist der Nachlass von Judith abgeschlossen und die Tochter Ilse erbt ca. 10.000,- Rm.
Ilse ist zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre alt.
1942 März
Juden dürfen wegen der Judengesetze nicht mehr erben. Julius und Flora Berger ändern ihr Testament. Erbin wird die ehemalige Hausdame Margarete Engler, Nacherben werden die Kinder Margarete und Herta und als Ersatzerben dann die Jüdische Kulturvereinigung e.V. Oranienburger Straße.
1942 September
Julius und Flora Berger werden nach Theresienstadt deportiert.
Flora und Julius Berger sterben als Opfer des Faschismus an Hunger und Entkräftung im Konzentrationslager Theresienstadt.
1943
In den Aufsichtsrat der Julius Berger Tiefbau AG rücken weitere Nazigrößen, wie zum Beispiel Staatsekretär Prof. Dr. Schlegelberger vor.
1947
Testamentseröffnung im Nachlass Julius Berger. Der Nachlass Julius Berger wird 1966 abgeschlossen.
1948
Die Töchter Margarete Wolffenstein und Herta Kahn erheben Ansprüche auf  Wiedergutmachung gegen die Julius Berger Tiefbau AG (IBTAG).
IBTAG und die Töchter vergleichen sich 1957 (Auszahlung ca. 3.000,00 DM).
1952
Frau Wolffenstein und Frau Kahn stellen Entschädigungsanträge beim Entschädigungsamt in Berlin.
Bewilligung gegen Ende 1960 mit je ca. 6.000,00 DM.
1958
Margarete Engler, ehemal. Hausdame im Haushalt Berger, stellt 74 jährig und noch ohne Rechtsbeistand, beim Entschädigungsamt in Berlin auf eine von Julius  Berger für Engler verwahrte Hypothek und 20 % auf den Nachlass von Julius Berger, einen Entschädigungsantrag. Der Antrag wird abgelehnt.
Rechtsbeistand von Frau Engler ist Rechtsanwalt Hänsler.
Hänsler vertritt auch Ilse Biedermann geb. Remde. in ihren Entschädigungsanstrengungen bezügl. ihrer Mutter Judith Sänger geb. Berger. Bewilligung gegen Ende 1960 mit ca. 6.000,00 DM.
1991
Vera Wolffenstein, Tochter von Margarete Wolffenstein (Margarete verst. am 31. Mai 1990), und die Zwillingstöchter von Herta Kahn, Ingeborg und Anna-Maria (Anna-Maria verst. am 6. Nov. 1999) stellen nach der Wende Anträge (mit RA Dr. Grosse) auf  Wiederverwertung der in Ostberlin gelegenen entschädigten Grundstücke.
2007
Im Rahmen der Nachforschungen erfährt der Urenkel von der Existenz der noch lebenden Verwandten in Südamerika.
Es folgen erste Telefonate mit Vera Wolffenstein in Sao Paulo, und Ingeborg Loew geb. Kahn in Buenoa Aires.
Vera Wolffenstein und ihr Berliner Rechtsanwalt Breithaupt wehren sich mit der Androhung einer strafbewerten Unterlassungsklage gegen die Kontaktaufnahme des ahnenforschenden Urenkels.
(Das Verhältnis zu Frau Wolffenstein und Frau Loew ist nach mehreren Besuchen in Sao Paulo und Buenos Aires inzwischen herzlicher.)  Februar 2011
Über Kontakte in Caracas / Venezuela kann die Ur-Urenkelin von Julius Berger, Maria-Florencia Goldmann, ausfindig gemacht werden. Maria-Florencia Goldmann spricht nur Spanisch, ihr Vater Mario Goldmann (Sohn von Herta Kahn) spricht wenig deutsch.
Der Kontakt bricht nach einigen Telefonaten und E-Mails ab.
Über den Kontakt mit der Bilfinger Berger AG (Hr. Dr. Martin Krauß) wird dem Urenkel die Existenz des Mausoleums in Berlin-Weißensee bekannt.
Der ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin RA  Albert Meyer wird zu Erkundungen über die Grabstätte angesprochen. Albert Meyers Großeltern, deren Grab neben dem Mausoleum Berger liegt, waren mit Julius Berger bekannt (Kartenspiele "Kasten"). Albert Meyer hat als Kind mit seiner Schwester auf  der Grabstätte Julius <Bergers gespielt.
Albert Meyer ist auch Rechtsbeistand von Vera Wolffenstein. Ein Versuch, über Albert Meyer den Kontakt mit Frau Wolffenstein herzustellen, ist trotz mehrfacher Nachfrage bisher ohne Ergebnis geblieben.
 
Die intensive Beschäftigung bei den Nachforschungen über  Julius Berger und seiner Familie faszinieren den Urenkel, erwecken eine emotionale Verbundenheit zu der Person Julius Berger und eine Achtung vor seinem Lebenswerk.
Stolpersteine für Julius und Flora  Berger sowie Judith Sänger werden bestellt.
Das Forschungsfeld erweitert sich, 34 dem Faschismus zum  Opfer gefallende Familienmitglieder werden ermittelt.
Das Familiengrab soll wieder hergestellt werden.
Für die Kosten bei der Sanierung kann die Bilfinger Berger AG gewonnen werden.